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ALLERGIE GEGEN THERAPIE

Gelenke sind die Knotenpunkte nahezu jeder Bewegung. Dementsprechend hoch ist auch die Belastung. Gerade Knie- und Hüftgelenke werden im Laufe des Lebens stark beansprucht – und Verschleiß ist dabei leider keine Seltenheit. In extremen Fällen ist der Gelenkersatz oft die einzige Methode, um Betroffenen einen „normalen“, schmerzfreien Alltag zu ermöglichen.

Was aber, wenn die Prothese eine Allergie auslösen könnte?

E twa 13 Prozent der Bevölkerung in Deutschland leiden unter einer Kontaktallergie gegen Nickel. Auch andere Metalle wie Kobalt oder Chrom können Allergien auslösen. Das macht vielen Betroffenen im Zusammenhang mit künstlichen Gelenken Sorgen – denn die meisten sind aus Metall oder besitzen zumindest metallische Bestandteile. Was, wenn der Körper auf die Prothese allergisch reagiert? „Gerade Patienten, die von ihrer Metallallergie wissen, befürchten, dass die metallische Prothese ähnliche Beschwerden auslösen könnte wie der Hautkontakt“, berichtet Prof. Dr. Christian Heisel von der Praxis Orthopädie Kurpfalz in Speyer. „In den meisten Fällen sind diese Sorgen jedoch unbegründet. Nicht jeder, der auf Schmuck aus Nickel, Kobalt oder Chrom reagiert, verträgt auch die Prothese nicht. Es handelt sich hier tatsächlich nur um wenige Ausnahmefälle.“ Ein besonderer Kniefall Im Zusammenhang mit einer möglichen Allergie ist zwischen Hüft- und Knieprothesen zu unterscheiden: Der Ersatz des Hüftgelenks ist in der Regel gänzlich unproblematisch. „Hüftendoprothesen sind nahezu immer aus Titan und Keramik und gegen diese beiden Produkte sind keine Unverträglichkeiten bekannt“, erläutert Prof. Heisel. „Außerdem werden diese Prothesen ohne den Einsatz von Knochenzement – einer Art Klebstoff – befestigt, der mitunter auch allergische Reaktionen auslösen kann.“ Beim Kniegelenkersatz ist die Lage jedoch anders: Hier besteht nur der untere Teil aus Titan, der obere Teil der Prothese ist in der Regel aus Edelstahl gefertigt. Zudem wird das neue Kniegelenk mit Knochenzement fixiert. „Das ist leider nötig, denn das Knie ist das größte und komplexeste Gelenk des menschlichen Körpers und muss enormen Belastungen standhalten. Titan alleine ist zu weich für eine Knieendoprothese, deshalb müssen wir mit Edelstahl arbeiten. Nur so kann das künstliche Kniegelenk im Alltag bestehen und dauerhaft die Bewegung unterstützen“, erklärt Prof. Heisel. Keramik gegen Allergien Bedeutet das, dass Allergiker im Fall eines „kaputten“ Kniegelenks keine andere Wahl haben? Nein! Auch für die wenigen Betroffenen, die eine Knieprothese benötigen und tatsächlich auf den Nickel in der Prothese allergisch reagieren, gibt es eine Alternative. „Man kann mittlerweile die Standard-implantate modifizieren, sodass die allergieauslösenden Stoffe nicht in Kontakt mit dem Körper geraten“, erläutert Prof. Heisel. „Dabei wird das Metall mit einer Schicht Keramik überzogen. Momentan ist diese Variante aber noch sehr teuer, weshalb ich sie nur empfehlen kann, wenn Beschwerden wirklich nachgewiesen sind.“