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Aktiv bleiben

Früher baute man nach dem Einsetzen eines Hüft- oder Knieimplantats vor allem auf Ruheund Schonung. Das brachte mit sich, dass der Patient die Hüfte oder das Bein lange nicht selbstständig bewegte, sondern erst langsam an die Bewegung herangeführt wurde. Heute verfolgen viele Mediziner eine andere Herangehensweise, die schon früh die Mobilität fördert – eines dieser Konzepte ist das Jointmotion-Programm der Orthopädie Kurpfalz und des Endoprothesenzentrums am Diakonissen-StiftungsKrankenhaus.

Ziel des Jointmotion-Konzepts ist es, Patienten möglichst schnell nach dem Eingriff wieder sicher auf die Beine zu bringen“, erklärt Prof. Dr. Christian Heisel von der Praxis Orthopädie Kurpfalz und Leiter der Sektion Orthopädie und Gelenkchirurgie am Krankenhaus. „Das Gefühl krank und eingeschränkt zu sein, soll sich gar nicht erst festsetzen, sondern der Patient soll relativ zügig wieder an die ‘normale‘ Bewegung herangeführt werden.“ Mit diesem Ziel vor Augen wurde bei Jointmotion das Vorgehen vor, während und nach der Operation verändert. Eine wesentliche Neuerung dabei ist die frü- he Einführung in die Physiotherapie. Das beinhaltet unter anderem, dass Patienten bereits vor dem Eingriff eine Gangschulung erhalten und entspannt üben können, wie sie sich mit Krücken oder anderen Gehhilfen sicher fortbewegen können – noch bevor sie darauf angewiesen sind. Diese Bewegungsschulung wird durch einen weiteren Aspekt des Konzepts unterstützt: das Miteinander. Die Patienten üben nicht nur alleine, sondern auch in Gruppen und motivieren sich dadurch gegenseitig. Bewegungsfreiheit Auch bei der Operation selbst steht alles im Zeichen einer möglichst schnellen Rückkehr zur Mobilität. „Zum einen arbeiten wir minimalinvasiv, das bedeutet mit möglichst muskelschonenden Schnitten. Das ist in der Regel insgesamt schonender für den Patienten und beschleunigt die Genesung. Aber wirklich neu ist unter anderem, dass wir auf das Legen von Schläuchen wie bei einem Blasenkatheter oder Drainagen verzichten, damit Patienten schon am Tag der OP aufstehen und mobilisiert werden können, wenn es der Gesundheitszustand erlaubt“, erläutert Prof. Heisel. „Außerdem spritzen wir am Ende der Operation ein lokales Anästhetikum direkt ins Gelenk, um Schmerzen möglichst unmittelbar vorzubeugen.“ Das senkt die Hemmschwelle bei Patienten, sich nach der Operation wieder zu bewegen. Auf die Beine kommen Am deutlichsten wird das neue Konzept aber nach der Operation. Es gilt das Motto: weniger passiv, mehr aktiv. Wo früher spezielle Maschinen zum Beispiel das Knie bewegt haben, unterstützen jetzt Pfleger gleich die eigenständige Bewegung des Patienten – soweit möglich sogar schon am OP-Tag. Durch diese frühe Aktivität kann auch auf Kompressionsstrümpfe verzichtet werden. „Um diese schnelle Rückkehr zur ‚normalen‘ Bewegung zu unterstützen, kombinieren wir die intensive Betreuung bei der Einzelphysiotherapie mit der Gruppenphysiotherapie“, beschreibt Prof. Heisel. „Hier üben die Patienten teilweise mit den gleichen Leuten, die sie schon bei der Einführung vor der Operation kennengelernt haben. Dieses Gemeinschaftsgefühl, zusammen gesund zu werden, ist meiner Beobachtung nach eine große Hilfe für den Genesungsprozess.“ Oder anders ausgedrückt: geteiltes Leid ist halbes Leid.